Pure emotion around heritage, craftsmanship and innovation.
Exklusive Einblicke, ausführliche Hintergründe.
Eine Serie über die aussergewöhnlichsten Car Collections der Welt.
Folge 2: Vilhelm German
Sie besitzen eine aussergewöhnliche Supersportwagen-Sammlung. Was war der Auslöser für Ihre Leidenschaft – und wie entscheiden Sie heute, welche Fahrzeuge in Ihre Sammlung aufgenommen werden?
Jede Sammlung beginnt mit einem Traum, vielleicht auch nur mit einem zunächst ganz kleinen Traum. Für mich hat die Geschichte begonnen, wie wohl bei vielen: Als kleiner Junge hing bei mir ein Poster eines F40 an der Wand gleich hinter meinem Bett. Ich war fünf Jahre alt, als der F40 auf den Markt kam. Und ich habe mich, nachdem das Poster da hing, stundenlang, tagelang, jahrelang mit diesem Auto beschäftigt. Als ich 10 Jahre alt war, kam ein weiteres Poster dazu: der F50. Und so ging es weiter. Irgendwann kam der Enzo auf den Markt, da war ich schon ein Teenager. Als dann auch dieser Wagen an meiner Wand hing, hatte ich bereits die Vision, irgendwann Ferraris Magnificent Five in meiner zukünftigen Garage zu haben. Über die Jahre kamen dann viele weitere -Autos auf meine Liste. Immer ganz persönliche Lieblingsautos, die ich zum Beispiel aus Filmen kannte, aus ganz verschiedenen Jahrzehnten.
Sie besitzen einen Monza SP2 und einen Lamborghini Countach – das sind selbst in grossen Sammlungen besondere Fahrzeuge. Was hat Ihr Interesse an genau diesen Modellen geweckt?
Der Monza SP2 repräsentiert für mich die pure Freiheit von Ferrari. Die einzigartige Kombination aus Schwarz und Rot verdeutlicht diese Freiheit – und die Tiefe der Marke. Und wenn wir über den Countach -reden: Da geht es einfach um pure Emotionen. Ein echter Bolide für echte Ausfahrten. Diese Attitüde des Modells, unvergleichlich.
Die Wahl zwischen den ikonischen Marken Lamborghini und Ferrari – zwischen Stier und Cavallino Rampante – spiegelt oft auch persönliche Werte oder einen bestimmten Sinn für Ästhetik seiner Besitzer wider. Spielt diese historische Rivalität, spielen diese Gegenpole eine Rolle für Sie?
Ich liebe beide. Bei Ferrari geht es mir immer um meinen Kindheitstraum. Der SP2 erfüllt diesen Traum komplett – diese absolut klassische Rennwagenform mit dem aggressiven V12 Motor im Inneren. Der Countach hingegen hat diese cineastisch-ikonische Seite, weil er in so vielen Filmen und Serien zu sehen war. Ein Fahrzeug, das gleichermassen für Passion und Liebe seht. Aber um ihn zu fahren, muss man in der richtigen Stimmung sein.
Gibt es noch ein Traumauto, das Sie in Zukunft unbedingt in Ihre Sammlung aufnehmen möchten?
Traumauto würde ich nicht unbedingt sagen. Meine ganz grossen Traumautos stehen bereits in meiner Garage – und werden täglich gefahren. Aber ich werde bald einen Ferrari 250 GTO erwerben und in meine Garage stellen. Ich habe das Gefühl, dass gerade genau die richtige Zeit dafür ist.
Sie gehören zu einer Generation, für die die digitale Welt der Alltag ist. Das Sammeln von seltenen Wertgegenständen hingegen lässt sich mindestens bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen, als Adlige begannen, «Wunderkammern» für ihre Sammlerstücke zu bauen. Passt Sammeln zu ei-nem Digital Native?
Auch wenn ich sehr nah am Digitalen und an der Technologie bin, bin ich bei vielen Dingen auch definitiv old school. Der Auslöser für das Sammeln ist ein tiefes, inneres Gefühl. Ich jage keinen Autos hinterher – sie kommen einfach in mein Leben. Jedes Auto hat eine Geschichte und eine bestimmte Zeit in deinem Leben.
Welche Ratschläge würden Sie anderen jungen Autoliebhabern geben, die ihre eigene Sammlung aufbauen wollen?
Der erste und wichtigste Ratschlag ist sehr einfach: Beginne beim Sammeln mit etwas, was du wirklich liebst. Zweitens: Setze dich mit den Fahrzeugen auseinander und überlege, ob dir ein Modell wirklich wichtig ist. Arbeite dich in die Hintergründe ein, eigne dir Wissen an. Wenn nach diesen Schritten immer noch die Leidenschaft da ist, ist man automatisch schon auf dem richtigen Weg. Ich bin davon überzeugt: Man sammelt niemals bloss, um eine Sammlung zu haben.
Das Sammeln von Supersportwagen ist einerseits eine Leidenschaft – andererseits auch eine Investition. Wie bringen Sie den emotionalen Wert Ihrer Sammlung mit den finanziellen Aspekten in Einklang? Gibt es Überlegungen, die Sie anstellen, wenn Sie ein neues Stück für Ihre Sammlung erwerben?
Bei der Idee, Autos zu besitzen, die ich wirklich liebe, ging es mir eigentlich nie um die Tatsache, dass sie im Wert steigen. Welches Auto auch immer in meiner Sammlung ist: Ich weiss alles über die Modelle. Ich kenne die Entstehungsgeschichte, ich kenne die technischen Daten, ich habe mich wirklich tief in die Fahrzeuge eingearbeitet. Bei mir wächst dann die Freude über die Tatsache, dass man die Möglichkeit hat, diesen historischen Dingen nahe zu sein. Darum geht es mir noch mehr als um die eigentlichen Werte. Und ich bin überzeugt: Ein Auto muss gefahren werden. Ich finde es traurig, wenn diese Zeitzeugen nur in Tiefgaragen eingeschlossen werden und nie das Tageslicht erblicken. Die Kids sollen aber einen Miura SV oder einen Ferrari F50 auf der Strasse sehen können.